Holz als Baustoff erlebt ein Comeback – doch wie sicher ist es wirklich? Die aktualisierte Muster-Holzbau-Richtlinie (MHolzBauRL) vom September 2024 gibt klare Antworten. Sie ersetzt die veralteten Vorgaben von 2004 und definiert erstmals einheitliche Standards für Brandschutz in modernen Holzkonstruktionen.
Die Neuregelung, beschlossen auf der 145. Bauministerkonferenz, ermöglicht kreative Architektur ohne Sicherheitskompromisse. Sie legt fest, wie Gebäude der Klassen 4 und 5 – etwa Mehrfamilienhäuser oder Bürokomplexe – aus Holzrahmen, -tafeln oder Massivholz konstruiert werden müssen. Dabei stehen feuerwiderstandsfähige Bauteile im Fokus.
Was bedeutet das konkret für dein Bauprojekt? Die Richtlinie unterscheidet präzise zwischen verschiedenen Bauweisen und Materialstärken. Sie gibt vor, wie lange tragende Elemente Feuer standhalten müssen – von 30 bis 90 Minuten. Gleichzeitig schafft sie Planungssicherheit durch klare Prüfverfahren.
Das Wichtigste im Überblick
- Einheitliche Vorgaben für Holzrahmen-, Tafel- und Massivholzbau
- Präzise Anforderungen an Feuerwiderstandsdauer von Bauteilen
- Gültigkeit für Gebäudeklassen 4 und 5 (bis 22 Meter Höhe)
- Neue Prüfmethoden ersetzten veraltete Standards aus 2004
- Rechtlich verbindliche Grundlage für Genehmigungsverfahren
- Erweiterte Anwendungsbereiche für moderne Hybridkonstruktionen
Hintergründe und Entstehung der Richtlinie
Seit Jahrhunderten prägt Holz die deutsche Baukultur, doch erst moderne Sicherheitsstandards ermöglichen heutige Hochhausprojekte. Die aktuelle Fassung der Richtlinie entstand durch intensive Forschung und Praxiskenntnisse. Im Oktober 2020 startete die Bauministerkonferenz eine Initiative, um veraltete Normen an neue Technologien anzupassen.
Historischer Kontext und Entwicklung im Holzbau
Früher dominierten Einfamilienhäuser aus Holz. Mit urbanen Großprojekten ab den 2000ern stießen alte Vorschriften an Grenzen. Die erste Richtlinie von 2004 konnte weder Brandschutzanforderungen für fünfstöckige Bauten noch moderne Verbundmaterialien ausreichend abdecken.
| Jahr | Regelung | Auswirkung |
|---|---|---|
| 2004 | Erstfassung der Holzbau-Richtlinie | Begrenzung auf Gebäude bis 13 Meter |
| 2020 | Start der Überarbeitung | Integration neuer Brandschutzstudien |
| 2024 | Aktuelle Version | Freigabe bis 22 Meter Höhe |
Brandschutz im Holzbau – Grundlagen und Neuerungen
Holz brennt – diese einfache Tatsache bestimmte jahrzehntelang die Bauvorschriften. Heute erlauben präzise Brandlastberechnungen und feuerhemmende Beschichtungen sichere Lösungen. Forscher fanden heraus: Dicke Massivholzbalken verkohlen nur oberflächlich und behalten ihre Tragfähigkeit.
Für dein Projekt relevant: Die Richtlinie kombiniert diese Erkenntnisse mit klaren Prüfmethoden. Sie legt fest, wie Schichtungen aus Holz und Stahlbeton im Brandfall reagieren müssen. So entstehen Hybridbauten, die Sicherheit mit Ästhetik verbinden.
Was ist die Muster-Holzbau-Richtlinie?
Moderne Holzbauten fordern klare Sicherheitskonzepte. Die aktualisierte Richtlinie definiert präzise, wie unterschiedliche Bauweisen mit brandschutztechnischen Anforderungen harmonieren. Dabei geht es nicht um pauschale Verbote, sondern technisch fundierte Lösungen für jedes Projekt.
Feuerwiderstand in verschiedenen Bauweisen
Für dein Vorhaben entscheidend: Jede Holzkonstruktion hat spezifische Eigenschaften. Holzrahmenwände benötigen mineralische Bekleidungen, um die geforderte Feuerwiderstandsdauer zu erreichen. Bei der Holztafelbauweise kommen mehrschichtige Platten zum Einsatz, die Hitzeentwicklung verzögern.
Massivholzelemente punkten durch natürliche Widerstandsfähigkeit. Ab bestimmten Querschnitten bildet sich bei Feuer eine schützende Kohleschicht. Die Richtlinie legt hier exakte Mindestmaße fest – je nach Gebäudehöhe und Nutzung.
Regelungen für höhere Bauwerke
In Gebäudeklassen 4 und 5 gelten erweiterte Vorschriften. Die folgende Tabelle zeigt dir die wichtigsten Unterschiede:
| Kriterium | Klasse 4 (bis 13 m) | Klasse 5 (bis 22 m) |
|---|---|---|
| Zulässige Bauweisen | Holzrahmen, -tafel, Massivholz | Massivholz, Hybridsysteme |
| Feuerwiderstand tragender Teile | 30-60 Minuten | 60-90 Minuten |
| Außenwandbekleidungen | Holzwerkstoffe mit Brandschutzbeschichtung | Nichtbrennbare Materialien oder zertifizierte Sonderlösungen |
Neu sind detaillierte Vorgaben für Außenwandbekleidungen in Holzbauweise. Ab Gebäudeklasse 5 müssen Fassaden entweder feuerhemmende Schichten enthalten oder durch Abstandhalter vom Hauptbau getrennt sein. So bleibt die Ästhetik holztypisch, während die Sicherheit gewährleistet ist.
Praktische Umsetzung und Anwendungsbereiche
Die aktualisierte 2024er Fassung vereinfacht Genehmigungsprozesse spürbar. Für Neubauten oder Aufstockungen in Holzbauweise genügt jetzt oft eine Übereinstimmungserklärung nach §16a MBO. Diese bestätigt, dass alle brandschutztechnischen Anforderungen an Bauteile erfüllt sind.
In Nordrhein-Westfalen entfällt während der Übergangsphase sogar die Bauartgenehmigung für klar definierte Fälle. Das spart Zeit und Kosten – besonders bei Außenwandbekleidungen in Holzbauweise. Dein Planungsteam muss jedoch exakt dokumentieren, wie Feuerwiderstandswerte erreicht werden.
So setzt du die Vorgaben effizient um
- Kläre vorab, welche Landesbauordnung in deinem Projekt gilt
- Nutze zertifizierte Hybridsysteme für höhere Gebäudeklassen
- Lass Bauteile der Außenwandbekleidungen frühzeitig prüfen
Für Modernisierungen bietet die Richtlinie neue Spielräume. Beispielsweise kannst du Holzwand-Konstruktionen jetzt leichter in Bestandsgebäude integrieren. Entscheidend bleibt die fachgerechte Umsetzung aller brandschutztechnischen Anforderungen – vom Fundament bis zur Fassade.

















