Kann ein Ziegelstein die Bauwelt revolutionieren, ohne je gebrannt zu werden? Diese Frage stellt sich angesichts eines Materials, das recycelte Baustoffe und moderne Technik verbindet. Der Kaltziegel – ein druckstarker Vollziegel – entsteht ausschließlich aus sortenreinem Ziegelbruch und mineralischen Bindemitteln. Kein Brennofen, kein Energieverbrauch: Stattdessen presst man das Material und lässt es natürlich trocknen.
Anders als klassische Ziegelsteine verzichtet dieses Produkt komplett auf Hitze. Das spart nicht nur CO₂, sondern macht es auch frostsicher und schalldämmend. Unabhängige Prüfungen bestätigen: Die Statik hält selbst extremen Belastungen stand. Entwickelt wurde das Material von Leipfinger-Bader gemeinsam mit Partnern – ein Meilenstein für nachhaltiges Bauen.
Doch wie funktioniert die Herstellung genau? In speziellen Recyclinganlagen werden Ziegelreste zerkleinert, mit Bindemitteln vermischt und unter Hochdruck gepresst. Das Ergebnis ist ein Baustoff, der Ressourcen schont und trotzdem maximale Stabilität bietet. Ideal für Neubauten, Sanierungen oder kreative Architekturprojekte.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Neu entwickelter Baustoff aus recyceltem Ziegelmaterial
- Unterschied zu gebrannten Steinen: Kein Energieverbrauch beim Trocknen
- Hohe Druckfestigkeit und Witterungsbeständigkeit durch Prüfzertifikate belegt
- Entwicklung durch Leipfinger-Bader mit Fokus auf Nachhaltigkeit
- Einsatzmöglichkeiten im Hochbau, Innenausbau und Denkmalschutz
- Herstellungsprozess spart CO₂ und nutzt vorhandene Ressourcen optimal
Was ist der Kaltziegel? – Eigenschaften und Herstellung
Hinter diesem Baustoff steckt ein cleveres Recyclingkonzept. Statt neue Rohstoffe abzubauen, nutzt man hier zerkleinerte Ziegelreste – etwa Rückstände aus der Planziegel-Herstellung oder Abbruchmaterial. Diese werden so fein gemahlen, dass ein gleichmäßiger „Ziegelsand“ entsteht. Körnung und Zusammensetzung sind entscheidend für die spätere Stabilität.
Materialbeschaffenheit und recyceltes Ziegelmaterial
Der Ziegelsand bildet etwa 90% des Materials. Ihm werden mineralische Bindemittel beigemischt – oft Kalk oder Zement. Das Besondere: Die Mischung braucht keine Hitze, um zu erhärten. Stattdessen presst man sie mit bis zu 600 Tonnen Druck in Form. So verbinden sich die Partikel unlösbar.
Herstellungsverfahren ohne Brennvorgang
Nach dem Pressen lagern die Rohlinge einfach an der Luft. Die natürliche Trocknung dauert je nach Klima 2-4 Wochen. Dadurch entfallen nicht nur energieintensive Brennöfen, sondern auch hohe CO₂-Emissionen. Studien zeigen: Gegenüber gebrannten Steinen spart dieses Verfahren bis zu 85% Energie.
Das Ergebnis überzeugt: Durch das Pressverfahren entsteht ein witterungsbeständiger Stein mit hoher Rohdichte. Er nimmt kaum Wasser auf, ist frostsicher und dämmt Schall besser als Beton. Ein echter Mehrwert – ganz ohne traditionellen Brennvorgang.
Recycling und Ressourcenschonung im Baustoffsektor
Wie werden alte Ziegelsteine zu neuen Baustoffen? Die Antwort liegt in modernen Recyclinganlagen, die Materialien nicht nur sammeln, sondern intelligent aufbereiten. Seit 2020 setzt Leipfinger-Bader in Puttenhausen eine spezielle Anlage ein, die Ziegelbruch und Dämmstoffe trennt – ein Schlüsselprozess für echte Kreislaufwirtschaft.
Funktion und Aufbau der Recyclinganlage
In der Anlage kommt das Windsichtungsverfahren zum Einsatz. Vorgebrochene Baureste gelangen in einen Windkanal: Leichte Partikel wie Dämmstoffe werden nach oben gesaugt, schwere Ziegelbestandteile fallen nach unten. Ein Zyklonabscheider filtert die leichten Materialien heraus. So entstehen zwei sauber getrennte Stoffströme – ohne chemische Zusätze oder hohen Energieeinsatz.
Trennverfahren und Wiederverwertung von Dämmstoffen
Die größte Herausforderung? Gefüllte Ziegel mit Mineralgranulat oder Holzfasern. Hier kombiniert die Anlage Windsichtung mit Siebtechnik. Das Ergebnis: Holzfaserdämmstoffe und Mineralwolle können direkt wiederverwendet werden. In Deutschland landet bisher 90% des Bauschutts im Straßenbau – ein typisches Downcycling. Diese Technologie zeigt, wie es besser geht.
Beiträge zur Kreislaufwirtschaft
Durch die Trennung von Ziegeln und Dämmstoffen spart die Recyclinganlage bis zu 70% neuer Rohstoffe ein. Aus dem gewonnenen Material entstehen nicht nur neue Steine, sondern auch hochwertige Dämmplatten. Das schließt den Kreislauf – statt Abfall entstehen wertvolle Baustoffe. Ein Meilenstein, der zeigt: Echte Kreislaufwirtschaft im Bauwesen ist möglich.
Anwendungsmöglichkeiten und technische Merkmale
Baustoffe für tragende Wände müssen zwei Dinge liefern: Stabilität und praktischen Nutzen. Hier glänzt der Vollziegel aus recyceltem Material durch seine spezielle Kombination aus Festigkeit und Verarbeitungsfreundlichkeit.
Warum er sich für tragende Innenwände eignet
Beim Bau von Innenwänden zählt jedes Detail. Die hohe Rohdichte von 1.800 kg/m³ macht diesen Baustoff zum idealen Partner für statisch anspruchsvolle Projekte. Durch den Pressvorgang entsteht eine homogene Struktur – perfekt, um Lasten sicher abzutragen.
Thomas Bader, Entwickler des Materials, betont: „Unser Mauerziegel übertrifft die Normen für tragende Innenwände um 15%.“ Unabhängige Tests bestätigen Druckfestigkeitswerte von 12-15 N/mm². Zum Vergleich: Herkömmliche Kalksandsteine erreichen oft nur 8-10 N/mm².
Technische Vorteile auf einen Blick
Nicht nur die Statik überzeugt. Die hohe Masse des Vollziegels dämmt Schall effektiv – ideal für Wohnungstrennwände oder schallgeschützte Räume. Verarbeitet wird er im Dünnbettverfahren: Schnell, präzise und mit minimalem Mörtelbedarf.
| Eigenschaft | Kaltziegel | Porenbeton | Kalksandstein |
|---|---|---|---|
| Rohdichte (kg/m³) | 1.800 | 600 | 1.400 |
| Druckfestigkeit (N/mm²) | 12-15 | 4-6 | 8-10 |
| Schalldämmwert (dB) | 52-55 | 38-42 | 47-50 |
Für die Gebäudehülle nutzt man besser porosierte Steine. Sie isolieren Wärme effektiver. Hier zeigt sich: Jeder Baustoff hat sein optimales Einsatzgebiet – dieser Vollziegel ist der Spezialist für stabile Innenarchitektur.
Ausblick und Perspektiven im modernen Bauwesen
Wohin entwickelt sich nachhaltiges Bauen? Thomas Bader sieht klare Antworten: „Wir stehen am Beginn einer völlig neuen Generation von Mauerziegeln.“ Doch bis zur Serienfertigung braucht es riesige Hallen für Trocknung an der Luft, Lager für recycelte Ziegelreste und High-Tech-Prüfgeräte. Jeder Bruchstein wird gescannt – nur einwandfreies Material wird verpresst.
Der Transport großer Mengen Ziegelbruch bleibt eine Hürde. Lkws müssen täglich tonnenweise Altmaterial sammeln. Gleichzeitig wartet das Team auf bauaufsichtliche Zulassungen. Ohne staatliche Förderung stockt das Projekt – dabei könnte es den Bausektor revolutionieren.
Was bedeutet das für dich? Recycling-Baustoffe wie dieses Produkt zeigen: Echte Kreislaufwirtschaft ist machbar. Wenn Investitionen fließen, entstehen bald Häuser aus alten Steinen – klimaneutral und stabil. Eine echte Chance, Ressourcenprobleme zu lösen.
Die Vision ist klar: Eine neue Generation von Baustoffen entsteht. Sie nutzt vorhandene Materialien, spart Energie und schafft Werte. Für solche Lösungen lohnt es sich, heute die Weichen zu stellen.













