IHKs kritisieren Vorstoß der Ostländer – Rücknahme des Flächenziels wäre falsches Signal
Die sächsischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) schlagen Alarm: Der jüngste Vorstoß der Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder, das 2-Prozent-Flächenziel für Windkraft infrage zu stellen, stößt in der Wirtschaft auf scharfe Kritik. Aus Sicht der Kammern würde eine Abkehr von dieser Zielmarke nicht nur den Ausbau der erneuerbaren Energien gefährden, sondern auch das Vertrauen in die energiepolitische Planbarkeit massiv erschüttern.
„Sachsen darf beim Ausbau der Windenergie nicht zurückfallen“, warnen die IHKs in einer gemeinsamen Stellungnahme. „Nur mit einem breit aufgestellten Energiemix lässt sich die Versorgung sicher, bezahlbar und klimafreundlich gestalten. Ständige Änderungen der politischen Rahmenbedingungen verunsichern Unternehmen, hemmen Investitionen und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.“
Verlässliche Energiepolitik statt Kurswechsel
Für die Wirtschaft ist Verlässlichkeit ein entscheidender Faktor – insbesondere in energieintensiven Branchen. Das ständige Hin und Her bei Gesetzen und Zielvorgaben führe zu einem wachsenden Vertrauensverlust in politische Entscheidungen. Unternehmen könnten langfristige Investitionen nur dann tätigen, wenn sie auf stabile Rahmenbedingungen bauen können.
„Die mangelnde Beständigkeit der Politik erschwert die Investitions- und Projektplanung erheblich“, so die Kammern weiter. „Wer heute in moderne Produktionsanlagen oder klimaneutrale Prozesse investieren will, braucht Planungssicherheit – keine wechselnden Zielmarken.“ Besonders der Mittelstand, der auf verlässliche Energiepreise und Versorgungssicherheit angewiesen ist, würde von erneuter Unsicherheit stark betroffen sein.
Windenergie als unverzichtbarer Baustein der Energiewende
Die IHKs betonen, dass Windkraft ein zentraler Pfeiler für eine nachhaltige, bezahlbare und zukunftssichere Energieversorgung ist. Sachsen drohe, ohne den Ausbau der Windenergie weiter ins Hintertreffen zu geraten – mit gravierenden Folgen für Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität.
„Ohne ausreichend Flächen für erneuerbare Energien wird Sachsen langfristig abhängiger von fossilen Energieträgern“, heißt es in der Stellungnahme. „Das treibt die Kosten für Gas- und Kohleverstromung, verschärft die Belastung durch CO₂-Preise und schwächt die internationale Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Industrie.“ Die Kammern verweisen darauf, dass viele Unternehmen bereits heute Nachhaltigkeitsauflagen erfüllen müssen, um Kredite oder Fördermittel zu erhalten. Ein Rückbau der Windkraftziele würde diese Bemühungen untergraben.
„Technologieoffenheit“ allein reicht nicht aus
Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder begründen ihre Position mit dem Ziel größerer Technologieoffenheit. Aus Sicht der sächsischen IHKs greift dieses Argument jedoch zu kurz. Zwar seien Photovoltaik, Wasserstoff und Speichertechnologien wichtige Bestandteile der Energiewende – doch ohne Windenergie bleibe die Versorgung unausgewogen.
„Photovoltaikanlagen stoßen schon heute an ihre Grenzen“, erläutern die Kammern. „Zur Mittagszeit liefern sie oft mehr Strom, als das Netz aufnehmen kann – wie Netzbetreiber regelmäßig bestätigen. Windkraft dagegen ergänzt die Solarenergie, weil sie vor allem in den Abend- und Wintermonaten Strom liefert.“ Nur durch die Kombination beider Technologien und durch den Ausbau von Speichern lasse sich eine verlässliche, ganzjährige Energieversorgung gewährleisten.
Sachsen braucht Planungssicherheit und Mut zur Umsetzung
Die Wirtschaft fordert, dass Sachsen seinen eingeschlagenen Kurs beibehält und das 2-Prozent-Flächenziel für Windkraft konsequent umsetzt. Die Kammern sehen darin nicht nur ein energiepolitisches, sondern auch ein wirtschaftliches Signal: „Das 2-Prozent-Ziel war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung – es schafft Investitionssicherheit und sendet das klare Zeichen, dass Sachsen die Energiewende ernsthaft vorantreibt.“
Ein Rückschritt, so die IHKs, würde die Region erneut zum Nachzügler beim Windkraftausbau machen und dringend benötigte Investitionen in klimafreundliche Technologien gefährden. „Die Energieversorgung von morgen braucht Planungssicherheit und klare Rahmenbedingungen – nicht neue Debatten über Rückschritte.“
Fazit: Zukunftssichere Energiepolitik als Standortfaktor
Die sächsischen IHKs appellieren an die Landes- und Bundespolitik, bei der Umsetzung der Energiewende Verlässlichkeit vor politische Schnellschüsse zu stellen. Nur mit einem klaren Kurs könne Sachsen den wirtschaftlichen Wandel erfolgreich gestalten.
„Eine moderne, nachhaltige Energieinfrastruktur ist kein Selbstzweck – sie ist Grundvoraussetzung für Wohlstand und Arbeitsplätze“, heißt es abschließend. „Wer den Ausbau der Windkraft verzögert, gefährdet nicht nur den Klimaschutz, sondern auch die Zukunftsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft.“











