Klausurtagung als Wendepunkt – Handwerk fordert Aufbruch statt Ankündigungen
Zum Auftakt der ersten Klausurtagung der neuen schwarz-roten Bundesregierung findet das deutsche Handwerk klare Worte. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), fordert von der Regierung nicht weniger als eine radikale Rückkehr zur politischen Realität: „Diese Kabinettsklausur muss der Startschuss für ein Trainingslager der Realität sein. Was Deutschland jetzt braucht, ist ein Bootcamp – mit viel Anstrengung, Disziplin und Veränderungswillen.“
Nach Monaten wirtschaftlicher Stagnation und wachsender Frustration in den Betrieben sieht Dittrich die Zeit reif für eine „ehrliche Fitnessprüfung der Regierung“. Er fordert Mut zu unbequemen Entscheidungen – und eine klare Abkehr von Symbolpolitik und Dauerdebatten.
„Wohlfühl-Reformen“ reichen nicht – Deutschland braucht Kraft und Kondition
Für den Handwerkspräsidenten steht fest: Eine einfache „Fitnesskur“, wie sie Bundeswirtschaftsministerin Reiche angeregt hatte, greife zu kurz. „Eine Kur ist zu passiv“, sagt Dittrich. „Da lässt man es sich wohlgehen und wartet auf Besserung – doch die wird sich ganz sicher nicht von allein einstellen.“ Stattdessen müsse die Regierung in den „Bootcamp-Modus“ wechseln: weniger reden, mehr anpacken.
„Deutschland braucht die Kraft für Bürokratieabbau, digitale Verwaltung, moderne Steuer- und Arbeitsregeln sowie spürbar geringere Sozialabgaben“, so Dittrich weiter. „Das sind keine Wunschthemen für morgen, sondern Pflichtübungen für heute.“ Das Handwerk erwarte konkrete Entscheidungen, nicht neue Prüfaufträge oder vage Zielbekundungen.
Handwerk warnt vor schleichendem Reformstillstand
Die Erwartungen an die neue Bundesregierung sind hoch – und die Enttäuschung über den bisherigen Kurs in vielen Betrieben ebenso. Laut ZDH-Präsident Dittrich erleben viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine „politische Erschöpfung“, die den Mut zur Veränderung lähmt. „Wohlfühl-Reformen werden keine Lösung bringen“, mahnt er. „An vielen Stellen wird es ganz grundsätzliche Veränderungen geben müssen. Das wird schmerzhaft sein – aber ohne diese Anstrengung verliert Deutschland weiter an Wettbewerbsfähigkeit.“
Er erinnert daran, dass es in den Betrieben längst Alltag sei, mit zunehmender Bürokratie, steigenden Kosten und Fachkräftemangel zu kämpfen. „Das Handwerk dreht tagtäglich Extra-Runden. Jetzt ist es an der Politik, mitzuziehen.“
„Herbst der Reformen“ darf kein PR-Schlagwort bleiben
Mit Blick auf den von der Bundesregierung angekündigten „Herbst der Reformen“ zeigt sich Dittrich skeptisch: „Das darf keine bloße PR-Etikettierung bleiben. Wenn die Regierung diese Worte ernst meint, muss sie liefern – schnell, konkret und messbar.“
Zu den dringendsten Aufgaben zählt für das Handwerk der Abbau überbordender Bürokratie, die Senkung der Sozialabgaben und eine Energiepolitik, die verlässlich planbare Kosten garantiert. Nur so könne der Mittelstand wieder investieren und Arbeitsplätze sichern. „Wir brauchen Entscheidungen, die rasch im Alltag spürbar entlasten“, fordert Dittrich. „Wer jetzt nicht handelt, gefährdet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch das Vertrauen der Betriebe in die politische Handlungsfähigkeit.“
Reformen als Gemeinschaftsaufgabe – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefordert
Der ZDH-Präsident ruft dazu auf, die bevorstehenden Reformen als gemeinsame Kraftanstrengung zu verstehen. „Nur wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen bereit sind, Extra-Runden zu drehen, entsteht die Kondition für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand.“ Das Handwerk sei bereit, seinen Beitrag zu leisten – es brauche aber klare Signale aus Berlin.
„Wir müssen zurück zu einer Politik, die Mut macht statt lähmt“, betont Dittrich. „Deutschland hat das Potenzial, wieder stark zu werden – aber dafür braucht es weniger Selbstzufriedenheit und mehr Teamgeist.“
Fazit: Der Ernst der Lage duldet keine Pausen
Das Handwerk sieht in der Kabinettsklausur der Bundesregierung einen entscheidenden Prüfstein. Für ZDH-Präsident Dittrich steht fest: Jetzt zählt nicht mehr das „Ob“, sondern nur noch das „Wie schnell“. „Deutschland steht im Reformstau – und ein Bootcamp ist kein Wellnessurlaub. Es wird anstrengend, aber notwendig“, fasst er zusammen. „Wer Wachstum und Wohlstand sichern will, muss aufhören, über Fitness zu reden – und endlich trainieren.“












