Die Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die Handwerkskammer (HWK) zu Leipzig haben die Ergebnisse ihrer aktuellen Standortzufriedenheitsumfrage für die Stadt Borna vorgestellt. Oberbürgermeister Oliver Urban nahm die Resultate im Rathaus aus den Händen von Dr. Gert Ziener, Geschäftsführer Grundsatzfragen der IHK zu Leipzig, und Christian Likos, Hauptabteilungsleiter Wirtschaft und Recht der HWK zu Leipzig, entgegen. Die vierte Befragung seit 2009 zeigt: Borna behauptet sich in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld – mit einer engagierten Verwaltung, einer soliden Infrastruktur und starker Lebensqualität, aber auch klar erkennbarem Handlungsbedarf bei Kosten und Innenstadtattraktivität.
Stabile Bewertung in herausfordernden Zeiten
Trotz der wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahre bleibt die Gesamtbewertung des Wirtschaftsstandorts Borna stabil. Die Durchschnittsnote liegt mit 3,1 nur geringfügig schlechter als 2019 (3,0). Besonders bemerkenswert: 42 Prozent der befragten Unternehmen bewerten den Standort als „sehr gut“ oder „gut“ – ein Anstieg um 4 Prozent gegenüber der letzten Erhebung. „Das zeigt, dass Borna als Wirtschaftsstandort auch in Krisenzeiten Vertrauen genießt“, erklärte Dr. Gert Ziener. Die vergangenen Jahre, geprägt durch Pandemie, Energiekrise und geopolitische Unsicherheiten, hätten vielerorts zu sinkender Standortzufriedenheit geführt – Borna halte sich hier vergleichsweise stabil.
Gute Erreichbarkeit und Gesundheitsversorgung als Pluspunkte
Die Unternehmen loben insbesondere die hervorragende verkehrliche Anbindung Bornas sowie die stabile Stromversorgung. Auch die Gesundheitsversorgung, moderate Gewerbemieten und die effiziente Bearbeitung von Verwaltungsanträgen zählen zu den Stärken des Standorts. „Die überregionale Erreichbarkeit über Autobahn und Schiene ist für viele Betriebe ein entscheidender Standortfaktor“, sagte Christian Likos. Ebenso positiv fällt die Bewertung der Stadtverwaltung aus: Die Servicequalität, das unternehmerfreundliche Verhalten und der zunehmende digitale Zugang zu Verwaltungsleistungen stärken das Vertrauen der Wirtschaft in die Kommune.
Verwaltung überzeugt mit Service und Dialogbereitschaft
Die Bornaer Stadtverwaltung schneidet im Kammervergleich überdurchschnittlich ab. Unternehmen loben die gute Erreichbarkeit der Ansprechpartner und die lösungsorientierte Zusammenarbeit. Oberbürgermeister Oliver Urban betonte: „Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Verwaltung schnell, unbürokratisch und bürgernah agiert. Dass dies von der Wirtschaft wahrgenommen und geschätzt wird, freut uns sehr.“ Besonders wichtig sei ihm der persönliche Austausch: „Wir pflegen den Dialog mit den Unternehmen intensiv, um zu erfahren, wo wir als Stadt ansetzen können. So schaffen wir eine Verwaltung, die Partner und nicht Hürde ist.“
Kostenbelastung bleibt Sorgenfaktor
Deutlich negativer sehen die Befragten die Entwicklung der Standortkosten. Hohe Energiepreise, steigende Abgaben und Gebühren drücken auf die Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe. Besonders die Strom- und Gaspreise, die Gewerbe- und Grundsteuer sowie Wasser- und Abwassergebühren wurden kritisch bewertet. Diese Faktoren weisen laut der Umfrage die größten Diskrepanzen zwischen Relevanz und Zufriedenheit auf. „Hier ist die Belastungsgrenze vieler Unternehmen erreicht“, warnte Ziener. „Die hohen Standortkosten sind nicht nur ein lokales, sondern ein gesamtwirtschaftliches Problem, das gezielte Entlastungsmaßnahmen erfordert.“
Innenstadt und Einzelhandel im Fokus
Neben den Kosten sehen die Unternehmen auch bei der Attraktivität der Innenstadt Nachholbedarf. Das Einzelhandelsangebot, die Sauberkeit und das Sicherheitsempfinden wurden deutlich schlechter bewertet als in der letzten Befragung. Dennoch gibt es positive Signale: Faktoren wie Umweltqualität, Freizeit- und Sportmöglichkeiten sowie Angebote zur Kinderbetreuung erhielten gute Bewertungen. „Borna hat eine starke Lebensqualität, die insbesondere für Fachkräfte mit Familien attraktiv ist“, betonte Likos. „Doch lebendige Innenstädte und ein vielfältiger Einzelhandel sind für die Wahrnehmung des Standorts nach außen entscheidend. Hier sollte die Stadt gemeinsam mit den Unternehmen an nachhaltigen Konzepten arbeiten.“
Zukunft gestalten: Investitionen in Infrastruktur und Dialog
Sowohl IHK als auch HWK sehen in den Umfrageergebnissen eine klare Handlungsaufforderung. Dr. Ziener forderte, die erwarteten Bundesmittel aus dem „Sondervermögen Infrastruktur“ gezielt für Projekte mit Wertschöpfungspotenzial einzusetzen: „Investitionen in digitale Netze, Verkehrsanbindungen und nachhaltige Energieversorgung zahlen doppelt zurück – wirtschaftlich und gesellschaftlich.“ Oberbürgermeister Urban unterstrich, dass Borna bereits Schritte unternommen habe, um die Energiepreise zu stabilisieren: „Dank verschiedener Maßnahmen unserer Stadtwerke konnten wir im vergangenen Jahr deutliche Preissenkungen realisieren.“
Wirtschaftskammern sichern Unterstützung zu
Beide Kammern betonten ihre Bereitschaft, den weiteren Entwicklungsprozess der Stadt aktiv zu begleiten. „Borna hat gezeigt, dass eine kooperative Verwaltung, gute Erreichbarkeit und Lebensqualität tragende Säulen für eine stabile Wirtschaft sind“, fasste Likos zusammen. „Wenn Verwaltung, Politik und Wirtschaft an einem Tisch bleiben, kann die Stadt ihre Stärken ausbauen und bestehende Schwächen gezielt angehen.“
Quelle: https://www.leipzig.ihk.de/artikel/borna-punktet-mit-guter-verkehrsanbindung-und-unternehmensfreundlicher-stadtverwaltung/












